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Berichte von der Front  Letzte Änderung: 2006-03-19 14:23:47 | 2 Post(s)
 Letzter Post am 2006-11-20 21:17:27
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Countdown  Von: ""
 Datum: 2006-11-20 21:17:27
Countdown

Zehn Minuten, bevor das Landungsschiff aufsetzte, wandte sich Colonel Alastair Fonn Marion noch einmal an seine Highlanders. „Lads und Lassies, dies ist eine Strafexpedition. Wie ihr wißt, haben die Ghosts sich auf Westerhand in unserer Hauptstadt ausgetobt. Dafür treten wir ihnen jetzt in die Eier. Wir werden hier auf El Giza angreifen. Das mögen die Ghosts gar nicht, das jemand ihre Heimatwelt überfällt. Rechnet also mit heftigem Widerstand. Aber wir werden den Ghosts eine Lektion erteilen. Und wir werden uns nicht auf ihr Niveau herablassen. Also, keine Schäden an zivilen Gebäuden, paßt auf Nonkombattanten auf, im Zweifel nicht schießen, kein Feuer auf bewußtlose Gegner! Zeigen wir den Hurensöhnen, wie’s richtig gemacht wird. Highlanders, aufgesessen!

Neun bodengebundene Transporter blieben zunächst in dem Landungsschiff zurück. Wenn Colonel Marion und seine Highlanders den Weg freigekämpft hatten, würden sie zum Einsatz kommen, doch in einer heißen Zone hatten die ungepanzerten und nicht bewaffneten Laster nichts verloren

„Acht feindliche Einheiten geortet." meldete Marions Locustpilot nach wenigen Minuten. „Vier Mechs, zwei Hover, zwei Panzer. Übertrage Ortungsdaten auf TacCom 2." Colonel Marion, der es sich nicht hatte nehmen lassen, persönlich die Strafexpedition anzuführen, studierte die Daten und gab dann seine Befehle. „Roughnecks, Zeit, unseren Sold zu verdienen. Packen wir sie!"

Sieben „Aye, Sir" donnerten aus den Lautsprechern seines Battlemaster. Die Einheiten der Highlanders fächerten aus und bewegten sich mit Höchstgeschwindigkeit auf die Gegner zu.

Sechs Mechs und zwei Hetzer-Panzer der Northwind Highlanders warfen sich auf den Feind, der eine Fabrik für Laser-Fokussierkristalle bewachte. Die Schweber der Ghosts spritzten auseinander, um dem verheerenden Feuerhagel zu entgehen, den ein Warhammer und ein Awesome der Verteidiger über sich ergehen ließen. Marion tauschte Feuer mit einem Rommel aus, während er an der rechten Flanke vorrückte

Fünf Jahre hatte Marions Locustpilot das Schicksal herausgefordert und sich immer wieder mitten ins Kampfgetümmel gestürzt. Fünf Jahre hatte sein unglaubliches Glück oder sein überragendes Können das Unvermeidliche hinausgezögert. Doch nun war seine Gnadenfrist abgelaufen. Offenbar hatte er auf der Suche nach einer günstigen Position den Warhammer in 120m Entfernung übersehen. (Einen Warhammer übersehen, dachte sich Marion. Wie um alles in der Welt übersieht man einen 70t Mech ?) Die PPC des Warhammer hatte das Bein des Locust förmlich pulverisiert

Vier Beine hat ein Scorpion. Normalerweise. Wenn er aber in vorderster Front das Feuer mehrerer Mechs längere Zeit auffängt, nicht mehr. Wenigstens hat der Pilot überlebt, dachte Marion. Und das Opfer hat sich gelohnt, die Ghosts sehen übel aus.

Drei mal tippte Marion gegen seinen Funkwahlschalter, um die allgemeine Frequenz zu aktivieren. „An den Kommandanten der Desert Ghosts: Hören Sie, wir wollen lediglich ein paar Container mit Kristallen. Dies ist keine Invasion, wenn wir haben, was wir wollen, sind wir sofort wieder verschwunden. Kein Grund, uns gegenseitig abzuschlachten. Ich mache Ihnen folgenden Vorschlag: Ihr Awesome und ihr Warhammer gegen meinen Battlemaster und meinen Cataphract. Der Sieger bestimmt die Beute, der Verlierer zieht sich zurück. Mein Ehrenwort als Highlander, das wir den Deal einhalten. Was sagen Sie ?" Marion glaubte schon, das sein Vorschlag auf taube Ohren gestoßen war und es zu einem üblen Gemetzel kommen würde, da kam über die allgemeine Frequenz Antwort. Nur ein einziges Wort. „Akzeptiert"

Zwei verheerende Beintreffer beim Warhammer entschieden das Duell zugunsten der Highlanders. Die kaum noch bewegungsfähige Maschine war leichte Beute für den Cataphract. Der übel mitgenommene Awesome war für den Battlemaster auch kein Gegner mehr. Die Desert Ghosts bildeten einen Halbkreis um die besiegten Maschinen. Der Pilot des Awesome stieg aus und überließ den Mech dem Sieger. Dann zogen sich die Ghosts zurück. Colonel Marion hatte nicht wirklich erwartet, das die Ghosts den Deal einhalten würden. Waren das die gleichen Desert Ghosts, die auf Westerhand Hunderte Zivilisten umgebracht hatten und von denen es im Vorfeld des Einsatzes hieß, sie würden jeden Zentimeter Heimat fanatisch verteidigen?

„Eins sage ich euch,"verkündete der ehemalige Pilot des Scorpion. „Ich bin heilfroh, die Kiste los zu sein und wieder in einen echten Mech einzusteigen." Bei diesen Worten schielte er zu den Techs, die den Awesome vorsichtig in das Landungsschiff bugsierten. „Ich kann keine Scorpionwitze mehr hören. Den Burschen, der meinen Ex-Untersatz Schaukelstuhl getauft hat, könnte ich heute noch erschlagen. Und das der Scorpion werksseitig mit Tabletten gegen Seekrankheit ausgerüstet ist, stimmt auch nicht."

„Null. Nix. Nada. Niente. Keine „fanatischen Kämpfer", keine selbstmörderischen Rammaktionen, Todessprünge oder ähnlicher Unsinn. Wer immer vor dem Einsatz behauptet hat, dies wäre ein Todeskommando, hatte offenbar keine Ahnung. War’n Spaziergang, Nich’ gefährlicher, als’m Baby seinen Schnuller wegzunehmen."


Bumm?
Colonel Marion hörte in seinem HQ-Zelt die Geschichten seiner Männer und Frauen, die sich um ein gewaltiges Lagerfeuer gruppiert hatten und ihrer Erleichterung, wieder einen Einsatz überlebt zu haben, Luft machten. Er lächelte, aber seine Unruhe blieb. Dieser Einsatz war tatsächlich leicht gewesen, sehr leicht. Etwas stimmte hier nicht. Aber was? So sehr Marion auch grübelte, er kam nicht dahinter.

„So nachdenklich?" klang da plötzlich eine Stimme hinter ihm auf. Marion wirbelte herum. Direkt hinter ihm stand ein Mann, der die nachtblauen Gewänder eines Beduinen trug. Sein Gesicht war von einem Schleier verhüllt. In seinem Gürtel steckte ein gekrümmter Dolch, andere Waffen waren nicht zu sehen. „Wie kommen Sie hier herein? Wo sind die Wachen?" verlangte Marion zu wissen und tastete nach seiner Pistole. Sein Gegenüber antwortete gelassen: „Nun, wir sind Desert Ghosts, nicht wahr? Haben Sie schon einmal daran gedacht, das dies nicht nicht nur irgend ein Name ist? Außerdem, Sie haben mich eingeladen, richtig?."

Zögend nickte Marion. Tatsächlich hatte er über offenen Funkspruch dem gegnerischen Kommandanten seinen Respekt gezollt und ihn zu einem Umtrunk geladen. Eigentlich nicht mehr als eine formale Geste, eine Floskel, gedankenlos ausgesprochen, weil es die Tradition der Highlanders verlangte. Und Traditionen waren es, die aus den Highlanders erst die Highlanders machten. Noch nie in seiner mehr als 20jährigen Erfahrung als Kommandant hatte jedoch ein gegnerischer Befehlshaber anders als mit einem ähnlichen Funkspruch reagiert. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, tatsächlich in das Lager des Feindes zu spazieren, um den versprochenen Trunk einzulösen.

Sein Gegenüber lächelte. Sein Gesicht war zwar verhüllt, doch Marion konnte es an den Bewegungen der Fältchen um seine Augen erkennen. „Wollen wir?" fragte der Kommandant der Desert Ghosts und schritt durch den Zelteingang an zwei verblüfften Wachen vorbei zum Feuer, wo die Männer Marions abrupt verstummten. Colonel Marion fluchte erbittert in sich hinein und folgte seinem „Gast".

Fennek, der Kommandant der Desert Ghosts, war zufrieden. Zwar hatte er einen wertvollen Mech geopfert. Aber wenn die Männer mit den Kutten, die Kontakt zu den Ältesten aufgenommen hatten, recht behielten, wäre der Preis nicht zu hoch. Ihr Virus, eingespeist in den Computer des Awesome, würde sich heimlich nach und nach über die Wartungsrechner der Highlanders in die Computer aller Mechs der Einheit kopieren. Wenn die Zeit gekommen war, würden die Highlanders hilflos sein. Fennek kannte die Kuttenmänner nicht, aber er kannte die Weisheit der Ahnen: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Ja, es war ein guter Tag.

Die Sonne ging unter, während auf dem Hügelkamm ein einsamer Dudelsackspieler „Amazing Grace" anstimmte.



RPG zum Chapterfight Marions Roughnecks (Northwind Highlanders), Confederation Capella, und Desert Ghosts (El Giza Eagles), Free Worlds League am 18. 11. 06
Letzte Änderung: 2006-11-20 21:25:22
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